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Chris Liebing feiert 10 Jahre CLR

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1Chris Liebing feiert 10 Jahre CLR Empty Chris Liebing feiert 10 Jahre CLR Do Jun 03 2010, 01:25

Michi

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HGM Team
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Früher war alles besser. Wie oft hören wir, besonders im Zusammenhang mit der elektronischen Szene diesen so prägnanten Satz? „Diese Leute haben nur vergessen, was früher schlecht war“ sagt sich dagegen Chris Liebing. Er gilt als Erfinder des „Schranz“, bespielte legendäre Clubs wie das Omen und hostete eine eigene Nacht im Space auf Ibiza. Neben all diesen Erfolgen musste er jedoch auch einige schmerzhafte Erfahrungen was eigene Labels betrifft erleben. Dennoch bleibt er nicht auf der Vergangenheit sitzen und/oder glorifiziert sie, sondern nutzt seine Energie lieber, um positiv in die Zukunft zu schauen. So benannte er sein Label pünktlich zum Jubiläum und zum Release der Compilation „10 Years CLR“ in „Create – Learn – Realize“ um. Dies war Grund genug ihn vor seinem Gig auf der Mannheimer Time Warp Backstage abzugreifen und mit ihm über Früher, Heute, und die Zukunft zu sprechen. Dabei wird einem ganz schnell bewusst: ein Mann der alles etwas gelassener sieht und über Ärgernisse der Vergangenheit schmunzeln kann, hat begriffen worum es im Grunde geht…

Hallo Chris, du bist was die Time Warp angeht schon fast ein alter Hase oder?

„Ja, ich spiele denke ich zum zehnten Mal hier in dieses Jahr. Die Time Warp ist schon was Besonderes und wesentlich mehr als nur ein Festival. Hier spielen alle Künstler nicht nur ihre Sets und verschwinden anschließend sofort wieder im Hotel. Man hängt hier ab und freut sich, die große Familie wieder zu sehen. Es herrscht eine super angenehme Atmosphäre, die dann im Laufe der Nacht und des nächsten Tages ausgiebig gefeiert wird.“

Du spielst nicht nur das zehnte Jahr hier in Mannheim, sondern feierst mit deinem Label „CLR“ ebenfalls ein volles Jahrzehnt. In der Regel wird so ein Jubiläum oft mit einem Best-Of oder einem Rückblick gefeiert. Wie kommt es, dass alle zehn Tracks exklusiv für die Compilation produziert wurden?

„Das ist eher eine Momentaufnahme, wo sich das Label gerade befindet. Das ganze Projekt war von der Idee bis zum Release ziemlich spannend, vor allem weil man wieder Kontakt zu alten Leuten aufgebaut hat, mit denen man lange nichts mehr zu tun hatte. Auch wenn es Tracks in Einzelfällen dann nicht bis zur Compilation geschafft haben, hat das Ganze ziemlich viel gebracht. Neben dem neuen Draht der entstand, wurde viel Leben in die Bude geweht. Sowohl bei den anderen DJs als auch bei uns. Es sind viele neue Ideen entstanden, wie z.B. auch der Podcast. Ich arbeite jetzt z.B. für Adam Beyer und seine Drum-Compilation. Alex Bau hat mit die meisten Releases auf CLR, Tommy Four Seven ist eine Neuentdeckung mit wahnsinnig viel Potenzial wie ich finde, der dieses Jahr auch ein Album bringen wird. Speedy J. ist ein langjähriger Wegbegleiter, mit dem ich ja sehr oft zusammen spiele. Aber einen Jerome Sydenham habe ich z.B. noch nie in meinem Leben gesehen. David Thunder kam in Berlin auf mich zu und meinte ‚Jerome und ich saßen im Studio und mussten beide an dich denken. Wir haben einen Track gebastelt, der ist wie für dich gemacht‘. Und nachdem ich ihn gehört hatte sagte ich sofort ‚Perfekt, der muss mit auf die Compilation‘.

Dein Podcast ist ein gutes Stichwort. Wie erklärst du dir diesen wahnsinnigen Erfolg?

„Ich glaube das Geheimnis liegt in der Regelmäßigkeit. Die Leute können sich darauf verlassen, dass montags zu einer bestimmten Zeit der neue Podcast online geht. Deshalb kommen die Leute wieder. Auf der anderen Seite würde das natürlich nicht ohne Qualität funktionieren, die man Woche für Woche abliefert. Bei der Auswahl der Künstler bin ich deshalb sehr sorgfältig. Da beschränke ich mich nicht nur auf eine bestimmte BPM-Zahl, sondern versuche generell das zu machen, was mir gefällt. Auch hat der Podcast ein wenig Radio-Charakter, darin könnte ebenfalls der Charme liegen. Ich erzähle zwischendrin etwas um den Leuten ein wenig Hintergrund-Infos zu dem jeweiligen Podcast zu geben.“

Einige sind ja nicht so erfreut darüber…

„Das stimmt, aber die müssen sich das ja nicht downloaden. Ich habe kürzlich selbst eine Diskussion losgetreten und die Leute gefragt was sie lieber hätten. Ich habe selbst mitbekommen dass es einigen auf den Keks geht. Weniger Reden würde ich allerdings nicht wollen, das würde für mich keinen Sinn ergeben. Das wäre am Ende nicht mehr als ein Online-Mix von vielen. Allerdings bieten wir jetzt alternativ auch einige Mixe ohne Kommentare an. D.h. wir lizensieren die Tracks, dann haben auch die Labels und die Künstler etwas davon. Die 1,69 Dollar dafür tun keinem wirklich weh und helfen allen Beteiligten das Projekt am Laufen zu halten. Mal sehen, wie sich das ganze entwickelt, das hat ja gerade erst angefangen.“

Du bist was Twitter und Web 2.0 generell angeht ziemlich aktiv…

„Ja, ich versuche schon immer den direkten Kontakt zu den Leuten zu halten, die sich für die Musik interessieren, um ihnen auch einige Infos und meine Einstellung zu der Sache zu geben. Dadurch bekommt man eben diese ‚Message‘ rüber, was auch immer diese sein soll. Ich mache das ganze ja nicht nur aus Spaß an der Freud‘. Ich möchte etwas erreichen, in dem Fall die Leute. Oder besser ausgedrückt, ich möchte, dass die Leute ihren Spaß maximieren können. Denn darum geht es doch oder? Es soll etwas hängen bleiben und evtl. eine Diskussion angestoßen werden, wie z.B. die Podcast-Debatte. Ich bin da sehr offen und höre mir gerne die Meinungen aller Leute an. Vielleicht ist das auch einfach ein Teil von mir, der eine gewisse Bestätigung sucht. Auf der anderen Seite fühle ich mich natürlich nicht als der ‚Erhabene‘, der kurz auf der Bühne auftaucht und dann wieder hinter dem Vorhang verschwindet. Wir machen dieses Ding schließlich alle zusammen und da gehört Feedback eben dazu“

Chris Liebing der „Musikpädagoge“?

(lacht) „Ich weiß nicht, ich möchte niemanden bevormunden. Ich gebe den Leuten damit eher die Möglichkeit etwas mehr mitzunehmen als nur die Musik. Es freut mich, wenn ich es schaffe den Leuten Anreize zu geben, sich vielleicht ein bisschen mehr Gedanken zu machen. Das stimmt, das steckt ein Stück weit in mir. Aber ich will damit niemandem auf den Keks gehen. Da warte ich eher, bis ich gefragt werde…“

Du hast dein Label kürzlich von „Chris Liebing Records“ in „Create – Learn – Realize“ umgetauft. Wie kommt es zu diesem Neustart?


„Ich hatte damals, ganz banal gesagt, keine bessere Idee. Vorher gab es ja mein anderes Label ‚Fine Audio Recordings‘. Ein perfekter Name, wie ich fand. Aber so naiv man damals halt leider war, unterschrieb ich falsche Verträge. So kam es dass ich die Namensrechte nach einiger Zeit nicht mehr besaß und das Label generell auch nicht mehr weiterführen konnte. Ich musste mir dann innerhalb von zwei Tagen einen neuen Namen einfallen lassen, weil bereits die nächsten Releases in den Startlöchern standen. Das einzige was für mich damals Sinn ergab, war meinen eigenen Namen zu nehmen. Damit war ich allerdings nie wirklich glücklich…

Und jetzt zum Jubiläum hast du die Chance ergriffen?

„Genau. Ich hatte ein wenig Zeit darüber nachzudenken. Die letzten zwei Jahre ist das Label von Vertrieb zu Vertrieb gedümpelt, weil alle pleite gemacht haben. Es kamen immer weniger Platten heraus, ich kümmerte mich um andere Dinge wie z.B. Ibiza, und meine zwei Töchter kamen ebenfalls auf die Welt. Jetzt kamen einfach neue Impulse um neu durchzustarten, die Buchstaben aber dennoch zu behalten, zumal ‚CLR‘ mittlerweile zu einer richtigen Marke avanciert ist. Create, Learn, Realize, das passt einfach, denn genau das habe ich in den vergangenen zwei Jahren gemacht. Ich habe viel mehr verstanden warum ich Dinge tue, aus welchen Gründen ich damals Sachen gemacht habe, die ich heute nicht mehr machen würde. Ich fühle mich gut dabei, wenn ich jetzt einen jungen unbekannten Künstler auf CLR feature, der nicht mehr meinen Namen mittragen muss.“

Was würdest du in den zehn Jahren, rückblickend betrachtet, als positiv und eher negativ bezeichnen?

„Im Nachhinein ist es schon ziemlich lustig zu sehen, wie dumm und kleinkrämerisch man zum Teil war. Man hat seine Zeit oft damit verbracht sich wegen total unsinnigem Quatsch aufzuregen. Ich bin stolz, heute von mir behaupten zu können, mit keinem Menschen auf dieser Welt Stress zu haben. Allein weil ich meine Einstellung zu den Dingen geändert habe, gibt es nicht mehr viele Sachen über die ich mich aufrege. Seitdem führe ich ein viel leichteres und unbeschwerteres Leben. Man könnte also meinen, ich habe diesen ganzen Stress aus der Vergangenheit gebraucht um an diesen Punkt zu gelangen.“

Während die meisten an die guten alten Zeiten denken, seid ihr ziemlich fröhlich gestimmt für die Zukunft. Woran liegt das?

„Diese Leute haben nur vergessen, was früher schlecht war. Ist es nicht total irrelevant, sich darüber Gedanken zu machen, was früher besser war? Das ändert absolut nichts am Jetzt. Man sollte sich davon trennen sich lediglich über die Vergangenheit zu definieren. Auch ich habe mich früher dadurch limitiert. Das war quasi alles verschwendete Energie, die ich lieber im Studio eingesetzt hätte. Wie viele Tracks habe ich dadurch nicht realisiert, weil ich mich über wirklich unwichtige Dinge geärgert habe…“

Dann können wir also bald ein Album von dir erwarten?

„Ich wusste dass diese Frage kommt! (lacht). Das letzte ist ja von 2006 mit Speedy J. Es ist, ich weiß, definitiv überfällig.“

Wie stehst du denn generell zum Format „Album“ in heutigen Zeiten?

„Ich finde das Format super. Allerdings ist das auch Luxus. Deshalb bin ich wohl auch noch nicht dazu gekommen, weil Zeit für mich absoluter Luxus ist. Die Mühe, die man in so ein Projekt investiert, die dann evtl. zwei Monate später schon wieder vergessen ist. Dennoch finde ich das Format äußerst spannend. Eine Idee schwirrt mir ebenfalls bereits im Kopf rum.“


Also eher Konzeptalbum oder straight auf den Dancefloor ausgerichtet?

„Das weiß ich noch nicht. Ich glaube meine Herangehensweise ist so ausgelegt, dass ich mich noch nicht festgelegt habe (lacht). Zumindest ist das Studio bei mir direkt um die Ecke in Frankfurt. Das ist so eine Art Männer-WG mit Brian Sanhaji und Monolog als Nachbarn. Da fühle ich mich sehr wohl.“

Du spielst seit fünf Jahren kein Vinyl mehr und hast dein Set-Up komplett verändert. Könntest du dir vorstellen nochmal ein Oldschool-Set zu spielen?

„Nein, auf keinen Fall. Ich würde keine Logik dahinter sehen. Es gibt Leute die Vinyl wesentlich besser beherrschen als ich. Natürlich baue ich sehr gerne ältere Nummern in meine Sets ein, aber ich habe damals nicht mit Techno angefangen, um irgendwo in der Oldschool-Schiene festzuhängen. Ich finde die Musik heute mindestens genau so gut wie damals, von daher sehe ich da keinen besonderen Grund. Es war nie mein Anspruch ein besonderer Experte im Mixen oder ein Turntablist zu werden, sondern einfach einen gewissen Flow zu vermitteln. Und wenn es Geräte gibt die mir das ermöglichen, liegt es nur nahe, dass ich sie benutze.“

Was hört denn ein Chris Liebing abseits des Technos?

„Ich bin ein ziemlich großer Rockfreund. Früher habe ich sehr gerne u.a. Limp Bizkit gehört. Diese Einflüsse sind wahrscheinlich auch unbewusst in mir drin. Ich möchte unter keinen Umständen Techno schlecht reden, wenn ich sage, dass ich wahrscheinlich nur zu dieser Musik gekommen bin, weil ich damals kein Instrument gelernt habe. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich heute in einer Band spielen würde, wenn ich damals Gitarre oder Schlagzeug gelernt hätte. Aber ich bin äußerst zufrieden, wie das Ganze gekommen ist. (lacht).“

Nachvollziehbar! Was steht nach all den Feierlichkeiten im Hause CLR an?

„Unser nächstes Projekt heißt ‚Traversable Wormhole‘ und stammt von Adam X. Dieser hat vor zwei Jahren fünf Vinyls à zwei Tracks veröffentlicht. Irgendwann habe ich sie im Berghain gespielt und er war am selben Abend auch dort. Einige Tage später fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte die Sachen auf CLR zu bringen. Da habe ich sofort gesagt ‚Klar, aber wenn wir das machen… nicht nur digital, sondern du machst noch eine coole CD und wir lassen die Tracks remixen“. Da stehen demnächst Versionen von Marcel Dettmann, James Ruskin, Kevin Gorman, Peter Van Hoesen, Tommy Four Seven, Brian Sanhaji, mir und noch einigen anderen an. Und anschließend ist das Jahr auch schon wieder rum…“

Tracklist:

01. Chris Liebing vs. Green Velvet – Kinda High / Auf Und Ab (Dustin Zahn Mix)
02. Chris Liebing – Ataraxia
03. Adam Beyer – Antistius
04. Brian Sanhaji – Higgs
05. Function vs. Jerome Sydenham – Two Ninety One
06. Function vs. Jerome Sydenham – Two Ninety One (Chris Liebing Edit)
07. Monoloc – Pumpkin
08. Pfirter – Miestudio
09. Speedy J – Armstrong
10. Tommy Tour Seven – Sor
11. Alex Bau – Arctica
Chris Liebing vs. Green Velvet – Kinda High / Auf Und Ab (Dustin Zahn Mix)


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