Boxer mit Quarzsandhandschuhen prügelte auf 31-Jährigen ein
Frankfurt/Main. Zwei Tage nach dem tätlichen Angriff auf einen Diskobesucher in der Frankfurter Innenstadt ist das Opfer verstorben. Der 31-Jährige sei seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus erlegen, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch auf dapd-Anfrage. Gegen drei der beschuldigten Türsteher im Alter zwischen 29 und 35 Jahren wurde Haftbefehl erlassen.
Die Security-Mitarbeiter sind verdächtig, dem Discobesucher am Morgen des Ostermontag bei einer Auseinandersetzung schwerste Verletzungen zugefügt zu haben. In der Diskothek hat nach Angaben eines Polizeisprechers «ein Wort das andere gegeben», bevor es zu der gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen war.
Bei dem Haupttäter soll es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um einen 35 Jahre alten Boxer handeln. Er soll aber ebenso wie seine 32 und 29 Jahre alten Kollegen bislang nicht als gewalttätig bekannt gewesen sein. Ein vierter Security-Mitarbeiter ist wieder auf freiem Fuß, er muss sich aber wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten, weil er gemeinsam mit den anderen Beschuldigten den Schwerverletzten vor der Diskothek abgelegt hatte. Dort fand ihn dessen Lebensgefährtin und alarmierte die Rettungskräfte.
Das Opfer war noch am Mittwochmorgen mehrmals notoperiert worden.
Er hatte unter anderem schwerste innere Verletzungen. So hatten ihm mehrere Organe entfernt werden müssen.
Türsteher benutzte Quarzsandhandschuhe
Der Anlass des tödlichen Streits ist auch nach den Zeugenvernehmungen noch immer unklar. Der 35-Jährige soll nach Zeugenaussagen zuerst auf den Briten eingeprügelt haben. Einer der beschuldigten Türsteher soll dabei auch sogenannte Quarzsandhandschuhe verwendet haben, mit denen Faustschläge deutlich heftiger ausfallen.
Der tragische Tod des Briten wirft erneut die Frage nach Qualitätsstandards für Türsteher auf. Ein Sprecher des Frankfurter Ordnungsamtes räumte ein, dass es den Diskothekenbetreibern frei gestellt sei, eigenes Personal ohne behördliche Überprüfung beschäftigen zu dürfen. Geprüft werde erst, «wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist», sagte der Ordnungsamtmitarbeiter.
Der Bundesverband der Deutschen Wach- und Sicherheitsunternehmen (BDWS) bemängelt eben diese fehlende staatliche Kontrolle. «Die Türsteherszene rekrutiert und organisiert sich weitgehend selbst», sagte BDWS-Sprecher Oliver Arning. Unter den rund 800 zertifizierten Mitgliedern des Verbandes sei kein Unternehmen, das sein Geld mit Einlasskontrollen vor Diskotheken verdiene.
(Oliver Teutsch/dapd-hes)
Polizeibericht
Der gewaltsame Tod eines jungen Mannes bleibt für die Diskothek U60311 nicht folgenlos.
Die Stadt will den Technoclub endgültig schließen. Die Kündigung soll in den nächsten Tagen verschickt werden.
In den nächsten Tagen wird die U60311 Veranstaltungs- und Gastronomie GmbH Post bekommen. Kein Liebesbrief, sondern eine Kündigung mit dem Liegenschaftsamt als Absender. In Abstimmung mit dem Planungs- und dem Ordnungsdezernat soll es nun eine sofortige, außerordentliche Kündigung geben, die dann zum 1. Juni greifen würde. Falls der Clubbetreiber dagegen gerichtlich vorgehen will, so soll es außerdem eine fristgemäße Kündigung geben, die dann zum Jahresende wirksam würde. "Wir gehen davon aus, dass das U60311 allerspätestens am 31. Dezember geschlossen ist", sagt Mark Gellert, Sprecher des Planungsdezernats.
Auch gebe es schon Ideen, wie man das Areal in der einstigen Fußgängerunterführung nutzen könnte. Für eine Disco spräche, dass damit die Innenstadt belebt würde, so wie es das Cooky's und das Living XXL ebenfalls tun. Außerdem käme es an der Stelle zu keiner nennenswerten Lärmbelästigung. Es könne dort aber ebensogut eine Bar entstehen oder etwas ganz anderes, etwa ein Fahrradparkhaus. "Die Entscheidungsfindung wird sicherlich noch ein paar Wochen in Anspruch nehmen", so Gellert. Der Clubbetreiber wollte gegenüber dem JOURNAL FRANKFURT hierzu keine Stellungnahme abgeben, im Club selbst zeigte man sich auf Nachfrage von der anstehenden Schließung überrascht.
Das U60311 nahm 1998 seinen Betrieb in einer ehemaligen Fußgängerunterführung auf. Das war zur Hoch-Zeit des Techno in Frankfurt, DJs wie Sven Väth, Carl Cox oder Monika Kruse legten in dem Untergrund-Club auf. Auch Talla 2XLC fand mit seinem Technoclub im "U" Unterschlupf. Auch in den vergangenen Jahren, als der Clubbetreiber Alexander Eger den Betrieb übernommen hatte, war der Club in der kleiner gewordenen Techno-Szene immer noch ein Begriff und wurde regelmäßig von DJ-Magazinen ausgezeichnet. Eger selbst agiert mit einem Berater aus dem Ruhrgebiet im Hintergrund, der ihm immer wieder unter die Arme griff. So lässt sich auch erklären, dass sich Planungsdezernent Edwin Schwarz im vergangenen Jahr stolz vor den Türen des Clubs fotografieren ließ. 400.000 Euro, so kündigte der CDU-Politiker an, wolle die Stadt in die einigermaßen unansehnlichen Kubusse investieren, die auf dem Roßmarkt stehen. Sie fungieren als Eingang für den Club, aber auch ein Teil der Technik ist dort untergebracht. Bislang haben die Bauarbeiten allerdings noch nicht begonnen.
Quelle
Frankfurt/Main. Zwei Tage nach dem tätlichen Angriff auf einen Diskobesucher in der Frankfurter Innenstadt ist das Opfer verstorben. Der 31-Jährige sei seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus erlegen, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch auf dapd-Anfrage. Gegen drei der beschuldigten Türsteher im Alter zwischen 29 und 35 Jahren wurde Haftbefehl erlassen.
Die Security-Mitarbeiter sind verdächtig, dem Discobesucher am Morgen des Ostermontag bei einer Auseinandersetzung schwerste Verletzungen zugefügt zu haben. In der Diskothek hat nach Angaben eines Polizeisprechers «ein Wort das andere gegeben», bevor es zu der gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen war.
Bei dem Haupttäter soll es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um einen 35 Jahre alten Boxer handeln. Er soll aber ebenso wie seine 32 und 29 Jahre alten Kollegen bislang nicht als gewalttätig bekannt gewesen sein. Ein vierter Security-Mitarbeiter ist wieder auf freiem Fuß, er muss sich aber wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten, weil er gemeinsam mit den anderen Beschuldigten den Schwerverletzten vor der Diskothek abgelegt hatte. Dort fand ihn dessen Lebensgefährtin und alarmierte die Rettungskräfte.
Das Opfer war noch am Mittwochmorgen mehrmals notoperiert worden.
Er hatte unter anderem schwerste innere Verletzungen. So hatten ihm mehrere Organe entfernt werden müssen.
Türsteher benutzte Quarzsandhandschuhe
Der Anlass des tödlichen Streits ist auch nach den Zeugenvernehmungen noch immer unklar. Der 35-Jährige soll nach Zeugenaussagen zuerst auf den Briten eingeprügelt haben. Einer der beschuldigten Türsteher soll dabei auch sogenannte Quarzsandhandschuhe verwendet haben, mit denen Faustschläge deutlich heftiger ausfallen.
Der tragische Tod des Briten wirft erneut die Frage nach Qualitätsstandards für Türsteher auf. Ein Sprecher des Frankfurter Ordnungsamtes räumte ein, dass es den Diskothekenbetreibern frei gestellt sei, eigenes Personal ohne behördliche Überprüfung beschäftigen zu dürfen. Geprüft werde erst, «wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist», sagte der Ordnungsamtmitarbeiter.
Der Bundesverband der Deutschen Wach- und Sicherheitsunternehmen (BDWS) bemängelt eben diese fehlende staatliche Kontrolle. «Die Türsteherszene rekrutiert und organisiert sich weitgehend selbst», sagte BDWS-Sprecher Oliver Arning. Unter den rund 800 zertifizierten Mitgliedern des Verbandes sei kein Unternehmen, das sein Geld mit Einlasskontrollen vor Diskotheken verdiene.
(Oliver Teutsch/dapd-hes)
Polizeibericht
Der gewaltsame Tod eines jungen Mannes bleibt für die Diskothek U60311 nicht folgenlos.
Die Stadt will den Technoclub endgültig schließen. Die Kündigung soll in den nächsten Tagen verschickt werden.
In den nächsten Tagen wird die U60311 Veranstaltungs- und Gastronomie GmbH Post bekommen. Kein Liebesbrief, sondern eine Kündigung mit dem Liegenschaftsamt als Absender. In Abstimmung mit dem Planungs- und dem Ordnungsdezernat soll es nun eine sofortige, außerordentliche Kündigung geben, die dann zum 1. Juni greifen würde. Falls der Clubbetreiber dagegen gerichtlich vorgehen will, so soll es außerdem eine fristgemäße Kündigung geben, die dann zum Jahresende wirksam würde. "Wir gehen davon aus, dass das U60311 allerspätestens am 31. Dezember geschlossen ist", sagt Mark Gellert, Sprecher des Planungsdezernats.
Auch gebe es schon Ideen, wie man das Areal in der einstigen Fußgängerunterführung nutzen könnte. Für eine Disco spräche, dass damit die Innenstadt belebt würde, so wie es das Cooky's und das Living XXL ebenfalls tun. Außerdem käme es an der Stelle zu keiner nennenswerten Lärmbelästigung. Es könne dort aber ebensogut eine Bar entstehen oder etwas ganz anderes, etwa ein Fahrradparkhaus. "Die Entscheidungsfindung wird sicherlich noch ein paar Wochen in Anspruch nehmen", so Gellert. Der Clubbetreiber wollte gegenüber dem JOURNAL FRANKFURT hierzu keine Stellungnahme abgeben, im Club selbst zeigte man sich auf Nachfrage von der anstehenden Schließung überrascht.
Das U60311 nahm 1998 seinen Betrieb in einer ehemaligen Fußgängerunterführung auf. Das war zur Hoch-Zeit des Techno in Frankfurt, DJs wie Sven Väth, Carl Cox oder Monika Kruse legten in dem Untergrund-Club auf. Auch Talla 2XLC fand mit seinem Technoclub im "U" Unterschlupf. Auch in den vergangenen Jahren, als der Clubbetreiber Alexander Eger den Betrieb übernommen hatte, war der Club in der kleiner gewordenen Techno-Szene immer noch ein Begriff und wurde regelmäßig von DJ-Magazinen ausgezeichnet. Eger selbst agiert mit einem Berater aus dem Ruhrgebiet im Hintergrund, der ihm immer wieder unter die Arme griff. So lässt sich auch erklären, dass sich Planungsdezernent Edwin Schwarz im vergangenen Jahr stolz vor den Türen des Clubs fotografieren ließ. 400.000 Euro, so kündigte der CDU-Politiker an, wolle die Stadt in die einigermaßen unansehnlichen Kubusse investieren, die auf dem Roßmarkt stehen. Sie fungieren als Eingang für den Club, aber auch ein Teil der Technik ist dort untergebracht. Bislang haben die Bauarbeiten allerdings noch nicht begonnen.
Quelle